Beziehungsmanagement
Martin Koch
Ja, ich wiederhole mich, aber Headhunting ist tatsächlich People-Business und lebt von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung. Immer wenn die Gefahr besteht, ich könnte dabei diese Wertschätzung mit Wertigkeit verwechseln, fällt mir zum Glück eine Situation aus meinen Anfangstagen als Headhunter ein.

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Nach mehreren persönlichen Gesprächen, zunächst unter 4 Augen, später dann gemeinsam mit dem Mandanten, erfolgreichen Verhandlungen, einem kräftigen Händeschütteln und einem Glas Sekt schien „alles in trockenen Tüchern“. Einige Tage später rief mich die Kandidatin noch einmal an und deutete Redebedarf an. Es ging um die Besetzung einer Vertriebsleiterposition, für die junge Dame immerhin mit einem Umzug aus München in die Provinz verbunden. Ob sie den bei mir eine ehrliche Beratung erwarten könne? Was mir den jetzt wichtig sei, wollte sie wissen. Sie sei doch für mich in erster Linie ein „Produkt“, das Mittel zur Projekterfüllung, die Voraussetzung zur Rechnungstellung.

Ich kam ins Grübeln, fragte mich, ob und warum sie Recht haben könnte und hinterfragte meine Motivation. Nach kurzem Abwägen war mir jedoch klar, dass ich wirklich der Meinung bin, eine für alle Seite gute und nachhaltige Besetzung auf den Weg gebracht zu haben. Daher bestärkte ich Sie in dieser Phase des Zweifelns darin, den Schritt zu gehen, den Wechsel zu wagen. Aber, die Fragen bleiben und sie haben ihre Berechtigung. Ich jedenfalls bin froh, dass ich diese Erfahrung machen konnte.

Meine Kandidaten verdienen meine Wertschätzung, weil sie sich in eine Beziehung mit mir begeben, weil sie zielführende Gespräche mit mir führen, weil sie offen und ehrlich sind, wie jeder Mensch Wertschätzung verdient. Eine Wertigkeit besitzt der Kandidat allerdings in rein kommerzieller Betrachtung nur dann, wenn er dazu beiträgt, ein Projekt zu erfüllen, eine Rechnung schreiben zu können. Das ist zwar so, darf sich jedoch niemals auf die Beziehung auswirken, darf in keinem Fall mit Wertschätzung verwechselt werden.