Allgemein
Martin Koch
Corona, die Pandemie, hat unser tägliches Leben nachhaltig verändert. Maskenpflicht hier, 2G dort, Inzidenzwerte, Lockdown ja oder nein, Uneinigkeit in den Ländern aber trotzdem geschlossen und geeint gegen die Pandemie. Wenn man nun noch die Diskussion über eine mögliche Impfpflicht hinzunimmt, könnte man vermutlich ein ganzes Buch darüber schreiben, dies würde den Rahmen für unser Magazin aber deutlich überschreiten. Darum möchte ich mich auf ein Thema, welches bei unserer täglichen Arbeit immer mehr an Bedeutung gewinnt, fokussieren, nämlich auf das Homeoffice.

mehr

Die technischen Voraussetzungen für das Homeoffice gab es schon länger. Diesen gegenüber standen die Bedenken der Arbeitgeber, in puncto Sicherheit der Datenverarbeitung und der Angst vor Einbußen in der Produktivität der einzelnen Arbeitnehmer. Man schätzt, dass sich vor der Pandemie ca. 25% der Arbeitnehmer im Homeoffice befanden. Corona hat hier, sicherlich hauptsächlich durch die Hoffnung Arbeitsfähigkeit und Produktivität aufrechterhalten zu können, ein fundamentales Umdenken in den Köpfen bewirkt. Auf einmal hieß es „Willkommen im 21.Jahrhundert, willkommen in der digitalen Welt“, Homeoffice, flexibles Arbeiten, mobiles Arbeiten ist die große Chance, die Wirtschaft durch die Krise zu führen. Skype, Teams, Zoom etc. haben uns ermöglicht, schnell und nahezu kostenfrei weltweit digitale Besprechungen abzuhalten. Nach knapp 2 Jahren Pandemie sind diese Tools aus der modernen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Die Vorbehalte gegenüber dem Homeoffice sind auf einmal größtenteils verschwunden und das Arbeiten von Zuhause aus hat sich mittlerweile in Deutschland vom Buchhalter bis hin zum Geschäftsführer fest etabliert. Neben den vielen technischen Änderungen, welche sich daraus ergeben haben, möchte ich heute auch einmal auf die sozialen Veränderungen, welche die Umstellung der Arbeitswelt mit sich gebracht hat, eingehen.

Nach zwei Jahren Homeoffice mehren sich zunehmend auch die negativen Stimmen über den neuen Arbeitsalltag. Die Zeit für die An- und Abfahrt zum Arbeitsplatz z.B., bei welcher man das eine oder andere noch einmal gedanklich Revue passieren lassen konnte, entfällt und wird zur Arbeitszeit. Diese steigt, im Vergleich zur Präsenzkultur damit, je nach Fahrtstrecke, erheblich. Noch viel mehr vermisst wird das tägliche Miteinander, das Gespräch an der Kaffeemaschine, der gemeinsame Weg zur Kantine und der damit verbundene Austausch über fachliche Probleme, aber gerne auch einmal über private Sachen. Insgesamt gesehen hat sich das soziale Umfeld des Arbeitsplatzes verändert und damit auch die Kommunikation. Chats zum Beispiel, lassen, auf Grund der fehlenden non-verbalen Kommunikation, viel Spielraum bei der Interpretation und führen oft zu eigentlich vermeidbaren Fehlinterpretationen. Wer Gewissheit haben will, wie sein Gegenüber es gemeint hat, für den heißt es Kamera an. Schneller, überraschter und vielleicht auch unvorbereiteter steht man nun im Fokus der Kamera, ein Gefühl, an welches ich mich erst gewöhnen musste. Diese vermeintliche Nähe, auch wenn die Gesprächspartner viele Kilometer trennen können, wirkt auf viele jedoch befremdlicher, steriler und künstlicher, als die gute alte Begegnung im Besprechungsraum.

Karl Marx hat seiner Zeit von der Entfremdung von der Arbeit durch immer gleich ausgeführte Tätigkeiten und Handgriffe gewarnt, welche die fortschreitende Industrialisierung mit sich brachte. In seinen Gedanken ist der Mensch zu einem Wesen geworden, welches die Funktionalität von Maschinen im Wertschöpfungsprozess aufrechterhalten soll. Wir sollten, aus meiner Sicht, darauf aufpassen, dass wir uns mit der zunehmenden Digitalisierung und der Möglichkeit zum Homeoffice, nicht von unserer Arbeit und uns selbst entfremden.

Im Mittelpunkt der aktuellen Ausgabe steht die Beziehung! Einerseits ist es die Beziehung, die wir zu unseren Kandidaten aufbauen, um Vertrauen zu schaffen, Persönlichkeiten zu ergründen und Partner zu sein. Andererseits die Beziehung zu unserem vertrauten sozialen Umfeld, die sich seit Beginn der Corona-Pandemie maßgeblich verändert, in der wir uns zunehmend von unserer Arbeit und vielleicht auch uns selbst entfremden.